Zu Beginn der 2000er Jahre zeigte Lateinamerika, dass es auch anders gehen könnte: Ausgehend von Venezuela, wurden in verschiedenen Ländern „progressive“ Regierungen gewählt und die sogenannte „linke Dekade“ eingeläutet. Nach zwei Jahrzehnten neoliberaler Politik in großen Teilen des Kontinents sollten nun endlich die Belange der ärmeren Bevölkerungsschichten in den Fokus rücken.
In einer Phase überwiegend hoher Rohstoffpreise steigerten die „progressiven“ Regierungen nun die staatlichen Einnahmen aus dem Rohstoffsektor und investierten diese in Sozial-, Bildungs- oder Gesundheitsprogramme. Dies führte anfangs zur Befriedung einiger sozialer Konfliktfelder und zu einer breiten politischen Legitimität der Regierungen. Tiefgreifende strukturelle Veränderungen blieben jedoch weitgehend aus. Noch immer gilt Lateinamerika als der Kontinent, auf dem Reichtum am ungleichsten verteilt ist. In der „linken Dekade“ ersetzte der so genannte Neo-Extraktivismus in vielen Ländern den neoliberalen Extraktivismus. Die Auswirkungen blieben gleichermaßen gravierend: ganze Landstriche wurden kontaminiert, Aktivist:innen kriminalisiert, bedroht oder gar ermordet.
Tobias Lambert nimmt in der vorliegenden Studie eine Bestandsaufnahme vor und analysiert die Situation aus heutiger Perspektive. Anhand mehrerer Länderbeispiele werden exemplarisch die Rohstoffpolitik während des Rohstoff-Booms ab 2003 nachgezeichnet und die wirtschaftlichen und sozialen Folgen des Extraktivismus betrachtet.
FDCL-Verlag Berlin, 2020. ISBN: 978-3-923020-97-3
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