Berlin: Rohstoffwende und Energiewende im Fokus

Berlin:
Energie- und Rohstoffwende im Fokus

Vernetzte Wenden in Berlin: Rohstoff-, Energie-, Wärme und Mobilitätsherausforderungen müssen zusammen gedacht werden

Berlin steht vor einer beispiellosen Herausforderung: Die Stadt muss sich der Klimakrise stellen und gleichzeitig den Übergang zu nachhaltiger Energie und einem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen meistern. Die Hauptstadt hat sich bereits auf diesen Weg gemacht, doch es gibt noch viel zu tun.

Die Notwendigkeit einer Rohstoffwende

Die Klimakrise ist nicht die einzige Herausforderung unserer Zeit. Der übermäßige Verbrauch natürlicher Ressourcen bedroht nicht nur unsere Umwelt, sondern auch die Menschenrechte und die Demokratie. Eine Rohstoffwende, die den verantwortungsvollen Umgang mit Metallen und anderen Primärrohstoffen in den Mittelpunkt stellt, ist unerlässlich. Berlin muss seinen Ressourcenverbrauch reduzieren und für eine nachhaltige Gewinnung und Verarbeitung von Rohstoffen sorgen.

Die Rohstoffwende in Berlin fußt auf zwei wesentlichen Säulen:

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Reduktion des Primärrohstoffverbrauchs:

Die Berliner Stadtgesellschaft ist aufgerufen, den Verbrauch von Primärrohstoffen signifikant zu senken. Fossile Rohstoffe wie Kohle und Öl sollen im Boden bleiben, während Metalle nachhaltiger und länger genutzt und wieder benutzt werden sollen. Beispielsweise durch Initiativen wie stadtweite Reparaturcafés, langlebigem Produktdesign und konsequentem Recycling, um von einer linearen Wegwerfgesellschaft zu einer Kreislaufgesellschaft überzugehen.

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Nachhaltige Rohstoffgewinnung:

Die Notwendigkeit der Metallnutzung bleibt bestehen, jedoch muss die Gewinnung und Verarbeitung dieser Rohstoffe unter strikter Beachtung von Menschen- und Arbeitsrechten sowie Umweltstandards erfolgen. Bei Verstößen sollten rechtliche Schritte wie Klagen und Entschädigungen durch gesetzliche Regelungen, z.B. im Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, ermöglicht werden.

Bisherige CO2-Emissionen & Ziele bis 2045

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Erneuerbare Energien im Fokus

Die Umstellung auf erneuerbare Energien ist ein zentraler Baustein im Kampf gegen die Klimakrise. Die Rohstoffwende in Berlin zielt darauf ab, den Verbrauch von Primärrohstoffen zu reduzieren und gleichzeitig eine nachhaltige Nutzung und Wiederverwertung von Ressourcen zu fördern. Dies ist besonders relevant für die Energiewende, da der Übergang zu erneuerbaren Energien auch eine verantwortungsvolle Beschaffung und Nutzung metallischer Rohstoffe erfordert, die für den Bau von Windkraftanlagen und Photovoltaik-Systemen benötigt werden.

Berlin strebt an, die Energiegewinnung auf Wind- und Solarenergie umzustellen, ohne dabei den Bedarf an metallischen Rohstoffen zu erhöhen. Die Stadt setzt auf eine intelligente Gestaltung von Windkraft- und Solaranlagen, um die Wiederverwertung der Rohstoffe zu ermöglichen und gleichzeitig den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben.

Windkraft und Berlin

Aufgrund der dichten Besiedlung bietet der Stadtstaat Berlin wenig Potenzial für Windkraftanlagen. Das Berliner Umland im Flächenstaat Brandenburg hingegen bietet sehr viel Potenzial.

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Das Solar-Potenzial Berliner Dächer

Berlins Dächer haben großes Potenzial, Sonnenstrahlen in Energie zu verwandeln. Die Dächer von rund 420.000 der etwa 536.000 Gebäude in Berlin eignen sich für PV. Zusammengerechnet ergibt das eine Fläche von insgesamt 45,7 km? (Fläche Berlin 891,8 km3) oder 15÷ das Tempelhofer Feld. Bei einem Wirkungsgrad von 19,5 Prozent könnten damit 7.929 GWh pro Jahr werden. Und das nur durch bislang ungenutzte Fläche!

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Wärmewende: gerecht und ökologisch

Info

Mit 1.900 Kilometern Länge hat Berlin das
3. Größte Fernwärmenetz Europas!

Aktuell basiert ein Großteil der Berliner Fernwärmeversorgung auf fossilen Energieträgern. Hier braucht es schleunigst eine Wärmewende. Für eine Klimaneutrale Wärmeversorgung muss die Fernwärme komplett auf regenerative Wärmequellen umgestellt werden. Das sind z.B. Abwärme aus Industrieprozessen und Rechenzentren, Wärme aus Flusswasser, Solarthermie oder Geothermie.

Fernwärme aktuell

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Mobilitätswende: Weniger Autos, mehr Raum für alle

Ein weiterer wichtiger Schritt zur Nachhaltigkeit ist die Mobilitätswende. Die Mobilitätswende in Berlin, die den Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel wie Fahrräder und öffentlichen Nahverkehr fördert, ist eng mit der Rohstoffwende verknüpft. Durch die Verringerung der Anzahl der Autos und die Förderung leichterer und effizienterer Transportmittel kann der Bedarf an metallischen Rohstoffen gesenkt und die Umweltbelastung reduziert werden. Obwohl nur relativ wenig Berliner*innen ein Auto besitzen, ist die Stadt dennoch Stauhauptstadt Deutschlands. Berliner Autofahrer*innen standen im Jahr 2022 71h Zeit im Stau. Berlin plant die Fahrradinfrastruktur und den öffentlichen Nahverkehr massiv auszubauen. Umgesetzt ist davon bislang zu wenig, obwohl weniger Autos die Lösung sind. Etwa drei Millionen Fahrräder gibt es in Berlin. Das heißt, in jedem Haushalt befinden sich 1,6 Fahrräder. Das Radverkehrsnetz soll laut Berliner Radverkehrsplan massiv ausgebaut werden. 2.700 km soll es umfassen, allerdings sind davon erst 113 km – also nicht einmal fünf Prozent – umgesetzt.

 

Road-Requirements

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Zusammenfassung:
Berlin kann jetzt seine Zukunft gestalten

Berlin hat sich auf den Weg gemacht, eine nachhaltigere und gerechtere Stadt zu werden. Die Herausforderungen sind groß, doch mit politischem Willen, gesellschaftlichem Umdenken und attraktiven Alternativen kann Berlin das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 erreichen. Die Energie- und
Rohstoffwende sind dabei entscheidende Faktoren, die Hand in Hand gehen müssen, um eine lebenswerte Zukunft für alle zu gestalten.

Quellenangaben

Grafik 1:
  • Quelle: Senatsverwaltung Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz (2022): Monitoring-Bericht zur Umsetzung des Berliner Energie- und Klimaschutzprogramms (BEK 2030) Berichtsjahr 2021, S. 12.
  • Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (2022): Statistischer Bericht E IV 5 - j / 21 Energie- und CO2-Daten in Berlin 2021 Vorläufige Ergebnisse, S. 25
  • Quelle: Berliner Klimaschutz- und Energiewendegesetz vom 22. März 2016, S. 7 bzw. §3.1
Grafik 2-3:
  • Quelle: Eigene Darstellung.
  • Daten:
    •  energieatlas.berlin.de
    • metaver.de/kartendienste
Grafik 4:
  • Quelle: Senatsverwaltung für Wirtschaft Energie und Betriebe ODER IP SYSCON GmbH (2022): Solarpotenzialanalyse Berlin - Dokumentation der Solarpotenzialanalyse, S. 12
Grafik 5:
  • Quelle: Eigene Darstellung nach https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Road_Space_Requirements.png